Von der Sonne profitieren mit Balkonkraftwerken

Einfache und nachhaltige Stromerzeugung

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Lesedauer: 10 Minuten

Gute Nachrichten für alle, die vorhaben, ein Balkonkraftwerk anzuschaffen. Am 16. Mai 2024 trat das von der Bundesregierung verabschiedete Solarpaket I größtenteils in Kraft. Damit gibt es zahlreiche Vereinfachungen für die Anmeldung, die Montage und den Betrieb eines Balkonkraftwerks. Was aber bringt so eine Mini-Photovoltaik, lohnt sich die Anschaffung und worauf ist noch zu achten?

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Zu einer Mini-PV-Anlage gehören in der Regel ein oder zwei Solarmodule. Sie bestehen aus Solarzellen, welche die Strahlungsenergie aus auftreffendem Licht in elektrische Energie oder Strom umwandeln.

Info:

Dabei entsteht allerdings Gleichstrom. Zur Nutzung im Stromnetz benötigst Du jedoch Wechselstrom. Daher ist neben den Solarpanels ein Wechselrichter erforderlich, der Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Gleichzeitig dient der Wechselrichter zur Überwachung, Leistungsoptimierung und Steuerung Deines Balkonkraftwerks.

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Außerdem benötigst Du Kabel und Anschlüsse sowie Befestigungsmaterial oder Aufstellständer für die Mini-Solaranlage. Hier wartet schon die erste Erleichterung durch das Solarpaket I auf Dich. Bisher waren nämlich nur sogenannte Wieland-Stecker und -Steckdosen von der entsprechenden VDE-Norm gedeckt und als sicher eingestuft. Sie machen aber eine Installation durch Fachpersonal erforderlich. Der Betrieb mit einem einfachen Schukostecker war zwar nicht verboten, aber Vermietende und Fördermittelgeber konnten auf die Einhaltung der VDE-Norm bestehen. In Zukunft soll die Norm angepasst werden und ganz offiziell auch den Schukostecker als sicher anerkennen. Hierzu muss die Bundesregierung noch eine Norm mit den Verbänden erarbeiten.

Wie viel Strom produziert es?

Durch das Solarpaket I darfst Du seit Mitte Mai eine Mini-PV-Anlage betreiben, deren Wechselrichter maximal 800 Watt ins öffentliche Stromnetz einspeisen kann.

Wichtig:

Die Leistungsgrenze 800 Watt bezieht sich nicht auf die Solarmodule, sondern auf die Einspeisekapazität des Wechselrichters. Es dürfen deutlich leistungsstärkere Balkonanlagen, nach den neuen Regeln mit bis zu 2.000 Watt, betrieben werden. Der Wechselrichter muss lediglich auf den gesetzlich vorgegebenen Wert eingestellt sein.

Aktuell schon können die meisten 600-W-Wechselrichter einfach auf 800 W umgestellt werden, falls entsprechende Solarpanels installiert sind. Achte daher beim Kauf einer Anlage darauf, dass der Wechselrichter diese Möglichkeit vorsieht und die Leistungsstärke der Solarmodule eine Anpassung nach oben erlaubt.

Der Energieertrag der Mini-PV hängt aber nicht nur mit der Leistungsstärke der Solarmodule und den Einstellungen des Wechselrichters zusammen. Entscheidend sind auch:

  • Standort,
  • Neigungswinkel und
  • Ausrichtung der Anlage.

Auf einem unverschatteten Südbalkon in Süddeutschland können mit einem 800-W-Balkonkraftwerk bis zu 800 kWh im Jahr zusammenkommen. In Norddeutschland ist die Ausbeute etwas niedriger. Auch eine Süd-Ost- oder Süd-West-Ausrichtung kann den Ertrag meist um etwa fünf bis zehn Prozent senken.

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Du hast die Möglichkeit, die erforderlichen Bestandteile für Deine Mini-PV-Anlage selbst zusammenzustellen oder auf ein Komplettangebot zuzugreifen.

Tipp:

Letzteres hat den Vorteil, dass die einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt sind. Außerdem können Set-Angebote günstiger sein als die Summe der Einzelpreise. Aber auch hier kann es passieren, dass nicht alles, was Du benötigst, im Paket enthalten ist. Achte also darauf, was inklusive ist und was Du eventuell gesondert anschaffen musst.

Wenn Du Den maximal zulässigen Ertrag an Solarstrom willst, solltest Du Dich für ein 800-W-System entscheiden. Für ein Komplettsystem mit zwei Panels solltest Du hierbei 400 bis 800 Euro ohne Speicher einrechnen.

Tipp:

Ein vergleichbares Balkonkraftwerk mit Speicher schlägt aktuell mit etwa 1.200 bis 1.800 Euro zu Buche. Mit einem Speicher kannst Du Deinen Eigenverbrauch erheblich erhöhen.

Wichtig:

Die Preisschwankungen bei Balkonkraftwerken sind jedoch erheblich. Auch können Systeme beispielsweise mit sehr flachen und leichten Solarmatten deutlich mehr Geld kosten.

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Balkonkraftwerk montieren und anmelden

Montage Deiner Mini-PV-Anlage

Wie der Name schon sagt, ist ein Balkonkraftwerk hauptsächlich zur Montage auf dem Balkon bzw. der Terrasse vorgesehen. Meistens werden die Module am Geländer befestigt. In der Regel kannst Du diese Montage selbst übernehmen. Alternativ dazu gibt es Modelle, die Du einfach nur aufstellen musst und die nicht fest mit dem Gebäude oder Teilen davon verbunden werden müssen.
Grundvoraussetzung für einen effizienten Betrieb ist aber, dass:

  • der Balkon nach Süden, Südwesten oder Südosten zeigt und
  • keine oder nur geringfügige Verschattungen beispielsweise durch Bäume oder Nachbarhäuser bestehen.

Außerdem muss eine Steckdose in erreichbarer Nähe vorhanden sein. Diese benötigst Du einerseits für den Betrieb des Wechselrichters und andererseits als Verbindung, über die Du Deinen Solarstrom in Dein Haus-Stromnetz einspeist. Das findet ab dem Moment statt, an dem Du den Stecker Deiner installierten Mini-Solaranlage einsteckst. Falls Du auf Deinem Balkon keine Steckdose hast, musst Du sie entweder nachrüsten lassen oder den Wechselrichter nach innen verlegen und am besten über eine Fensterdurchführung mit den Solarmodulen verbinden.

Diese Regeln gelten bei der Anmeldung

Strom, den Deine Mini-PV-Anlage über Deinen Eigenverbrauch hinaus produziert, wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Eine offizielle Vergütung bekommst Du dafür nicht. Allerdings werden nach dem Solarpaket I Stromzähler, die bei dieser Einspeisung rückwärts zählen, übergangsweise geduldet. Die Einspeisung ins öffentliche Netz muss in Deutschland immer angemeldet werden. Jedoch ist die Pflicht zur Anmeldung beim Netzbetreiber mittlerweile entfallen.

Damit brauchst Du zur Anmeldung das Balkonkraftwerk nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur (MaStR) einzutragen. Auch hier hat das Solarpaket I für Vereinfachungen gesorgt, sodass für diese Anmeldung nur noch wenige Daten erforderlich sind.

Wie sicher sind Balkonkraftwerke?

Balkonkraftwerke gelten als sehr sicher. Das trifft, wie bereits erwähnt, auch auf einen Betrieb über Schukostecker zu. Aufgrund seiner freiliegenden Metallstifte wurde zwar theoretisch ein Stromschlag-Risiko beim Ziehen des Steckers angenommen. Praktisch sind solche Fälle aber nicht dokumentiert.

Tipp:

Achte beim Kauf eines Balkonkraftwerks darauf, dass der Wechselrichter mit einem NA-Schutz ausgestattet ist. Er schaltet die Solaranlage im Falle einer Unterbrechung schneller ab, als eine Berührung der Metallstifte des Steckers stattfinden kann.

Eine mögliche Gefahrenquelle aber droht vom Stromnetz Deines Gebäudes. Bei sehr alten Leitungen kann es passieren, dass es schon bei der zusätzlichen Einspeisung durch eine 600-/800-W-Solaranlage zu Überlastungen kommt. Das kann zu thermischen Problemen bis hin zum Kabelbrand führen.

Tipp:

Falls sich Deine Wohnung in einem älteren Haus befindet, solltest Du die Stromleitungen vor der Installation eines Balkonkraftwerks von einem/einer Elektroniker:in überprüfen lassen.

Dazu kommt, dass sich die Solarpanels bei starker Sonneneinstrahlung erheblich aufheizen können. Temperaturen bis zu 70° C und darüber sind möglich. Bei einer versehentlichen Berührung der Rückseite kann das zu Verbrennungen führen. Außerdem sinkt die Effizienz der Photovoltaik bei zu hohen Temperaturen. Viele Wechselrichter machen aber darauf aufmerksam. So kannst Du die Ausrichtung der Solarmodule anpassen, wenn sie zu heiß werden.

Was musst Du als Mieter:in beachten?

Bei der Anbringung eines Balkonkraftwerks selbst am Balkongeländer handelt es sich um eine bauliche Veränderung. Du brauchst dafür also die Zustimmung Deines/Deiner Vermieter:in. Bei Mehrfamilienhäusern mit mehreren Besitzern:innen musst Du sogar die Genehmigung der Eigentümergemeinschaft einholen, wenn die Fassade der Gemeinschaft gehört. Bisher konnte das langwierig sein und auch eine Ablehnung war möglich.

Dank Solarpaket I aber soll die Anbringung der Mini-PV zukünftig als „privilegierte bauliche Veränderungen“ gewertet werden. Damit musst Du zwar auch weiterhin eine Erlaubnis einholen, erhältst aber einen Rechtsanspruch auf Zustimmung. Ablehnungen sind dann nur noch in sehr seltenen Fällen möglich.

Bei Gemeinschaftseigentum soll das Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) zudem dahingehend geändert werden, dass zukünftig auch virtuelle Eigentümerversammlungen möglich sind und Entscheidungen schneller fallen können.

Wichtig:

Dennoch musst Du natürlich immer bauliche Vorgaben beachten sowie für eine sichere Montage sorgen. Solltest Du in einem denkmalgeschützten Gebäude wohnen, können zusätzliche Anforderungen hinzukommen.

Wie kannst Du Dein Balkonkraftwerk versichern?

Eine separate Versicherung für Balkonkraftwerke benötigst Du in der Regel nicht. In den meisten Fällen sind versicherbare Risiken bereits von der Hausratsversicherung abgedeckt. Dazu wurden 2023 Mini-PV-Anlagen in die Musterbedingungen für Hausratversicherungen aufgenommen. Beim Neuabschluss einer Hausratversicherung ist die Solaranlage auf dem Balkon also enthalten. Einen Bestandvertrag hingegen solltest Du überprüfen und Deine Versicherungsgesellschaft am besten schon vor der Anschaffung auf das Balkonkraftwerk hinweisen. Fast immer ist eine Anpassung der alten Versicherungsbedingungen möglich.

Tipp:

Informiere auch Deine private Haftpflichtversicherung über die Mini-Photovoltaik-Anlage. Sie kann neben Kurzschlüssen sowie Schäden durch fahrlässige Bedienung auch eventuelle Schäden durch Deine Balkon-PV zu Lasten Dritter wie Nachbar:innen oder KfZ-Besitzer:innen abdecken.

Gibt es Förderungen für Mini-PV-Anlagen?

Eine Förderung von Balkonkraftwerken stellt in gewisser Weise die aktuelle Aussetzung der Mehrwertsteuer für Solaranlagen dar. Durch den Mehrwertsteuersatz von 0 Prozent sparst Du also schon beim Kauf. Darüber hinaus gibt es auf Landes- und Kommunalebene verschiedene Förderprogramme.
Dabei kann ein Festbetrag oder ein bestimmter Prozentsatz der Anschaffungskosten übernommen werden. Alle diese Förderungen sind jedoch zeitlich begrenzt und an bestimmte Bedingungen gebunden.

Ab wann lohnt sich eine Mini-PV-Anlage?

Im mittleren Preissegment musst Du mit Anschaffungskosten von etwa 600 Euro für ein 800-W-Balkonkraftwerk ohne Speicher rechnen. Bei einem nicht optimalen, aber sehr guten Ertrag von in Kürze bis zu 700 kWh im Jahr und einem kWh-Preis von 35 Cent kannst Du Deine Stromkosten um jährlich 245 Euro senken. Das hieße, dass sich die Anlage schon nach zweieinhalb Jahren rechnen würde.

Tipp:

In der Praxis kann es etwas länger dauern, bis sich die Investition auszahlt. Nach rund fünf Jahren sollte es aber in den meisten Fällen so weit sein. Die Lebenserwartung eines Balkonkraftwerks beträgt 20 bis 25 Jahre. Den Wechselrichter jedoch wirst Du schon nach spätestens zehn Jahren ersetzen müssen. Dennoch kannst Du davon ausgehen, dass sich die Mini-PV-Anlage schon nach wenigen Jahren lohnt.

Bei einem Balkonkraftwerk mit Speicher zum Preis von 1.500 Euro hast Du theoretisch eine Amortisation nach etwas über sechs Jahren erreicht. Der reale Wert dürfte hier nicht weit darüber liegen, da Dein Eigenverbrauch mit Speicher deutlich höher ist.