Typisch fränkisch und typisch sächsisch – eine Gegenüberstellung

Franken vs. Sachsen – grantig vs. herzlich?

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„Beide Kulturen sind sehr herzlich, auch wenn der Franke es erst einmal gut verbirgt.“ Das Geschäftsgebiet der PSD Bank Nürnberg umfasst schwerpunktmäßig Franken und Sachsen. Da treffen Welten aufeinander – oder vielleicht doch nicht? Benedikt, alteingesessener Franke, und seine langjährige Freundin Tina verraten im Interview, wie gut sie als fränkisch-sächsisches Team funktionieren. Lesen Sie außerdem Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Was ist typisch fränkisch, was typisch sächsisch? Welche Wörter sind so witzig, dass Sie sie auf jeden Fall kennen sollten?

Fränkisch-sächsische Power bei der PSD Bank Nürnberg

Das Geschäftsgebiet der Genossenschaftsbank erstreckt sich vom oberpfälzischen Regensburg über ganz Franken bis nach Sachsen. Franken und Sachsen stellen – entgegen aller möglichen Vorbehalte hinsichtlich der großen kulturellen Unterschiede – eine gute Kombination dar. Dafür haben wir ein fränkisch-sächsisches Paar interviewt: Benedikt ist 33 und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Webtrends & Webentwicklung. Der gebürtige Franke ist seit über neun Jahren mit seiner Freundin Tina, 30, zusammen – eine gebürtige Sächsin und stolz darauf. Was ihre Beziehung so besonders macht, erklären sie uns im Interview. Denn nicht nur ihr Dialekt (fränkisch bzw. sächsisch) unterscheidet die beiden, sondern auch ihre persönlichen Eigenschaften. Ein weiterer Beweis, dass sich Gegensätze anziehen.

Tina und Benedikt, ein sächsisch-fränkisches Paar

Tina und Benedikt, ein sächsisch-fränkisches Paar

1. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Franken grenzt direkt an Sachsen. Wo lernt sich ein fränkisch-sächsisches Paar also am ehesten kennen? Natürlich im Urlaub!

Benedikt: „Wir sind uns zwar nicht einig, wer wem seine Nummer gegeben hat bzw. wer danach gefragt hat, aber ich habe sie nach dem Urlaub angerufen und wir sind seit mittlerweile über neun Jahren zusammen. Auch Urlaubsturteleien können also manchmal halten.“

 

2. Wo wohnen Sie?

Wer richtig heimatverbunden ist, zieht nicht so einfach um. Da kann es schon einmal Spannungen geben, wenn man sich auf einen Wohnort einigen will – oder etwa doch nicht?

Tina: „Wir leben in Nürnberg und haben auch keine Pläne, daran etwas zu ändern. Ich als Sächsin habe schon vor dieser Beziehung in Nürnberg gewohnt und mich schon Jahre früher gegen Sachsen als meinen Wohnort entschieden. Am Anfang kam diese Entscheidung wohl aus dem Wunsch heraus, Abenteuer zu erleben. Danach habe ich rational die Perspektiven im Blick gehabt und mich am Ende einfach in Nürnberg verliebt. Die Stadt und die Menschen haben es mir angetan.“

Trotzdem besucht Tina ihre alte Heimat noch oft. Manchmal nimmt sie ihre fränkische bessere Hälfte mit, häufig fährt sie aber auch alleine. Denn ihr „zügelloses Sächsischsein“, wie sie es scherzhaft nennt, möchte sie ihm nicht immer zumuten.

Tina: „Sobald ich, gefühlt, die Grenze kurz nach Hof überfahre, drängen meine sächsischen Wurzeln hervor – inklusive heftigem Dialekt.“

 

3. Gibt es typische Angewohnheiten, die Sie am Gegenüber manchmal stören?

Tatsächlich scheinen typisch fränkische und sächsische Eigenschaften wunderbar zu harmonieren. Denn das Paar ist bereits super aufeinander eingespielt.

Benedikt: „Beide Kulturen sind sehr herzlich, auch wenn der Franke es erst einmal gut verbirgt. Es muss ja erstmal geschaut werden, ob das Gegenüber seine Herzlichkeit verdient. Der Sachse ist da offener und empfängt erstmal jeden bedingungslos. Die meisten können sich dieser Herzlichkeit auch nicht entziehen und fühlen sich gleich willkommen. Daher findet der Sachse durch seine Art schnell Zugang zum grantigen Franken. Wir fühlen uns als Paar bei unseren beiden Familien sehr wohl und verstehen uns gut mit allen.“

Tina: „Der Umgang mit Fremden ist etwas, was uns manchmal am Anderen stört. Wenn der Sachse zu offen zu allen Menschen ist, nennt der fränkische Part ihn gern naiv den Menschen gegenüber und versteht seine „Alle sind erstmal meine Freunde-Einstellung“ wenig. Ich bin manchmal von der fränkischen Grantigkeit genervt und würde manchen Menschen einen größeren Vertrauensvorschuss gewähren. In der Hinsicht ergänzen wir uns mittlerweile aber sehr gut.“

Und was, wenn doch einmal der Haussegen schief hängt? Der kleine Zeh unsanft die Bettkante trifft? Oder jemand das letzte Stückchen Torte aufgegessen hat, auf das man sich schon so sehr gefreut hat? Da kann sich doch keiner mehr zurückhalten:

Schimpfen auf SächsischSchimpfen auf Fränkisch
"Glotz ne so bleede.""Spagg"
"Mach de Ochen zu dann weeste was deine ist.""Vollpfosten!"
"Es kladscht glei.""Haumdaucher debberter!"
"Batzi!""Grübl elendiger!"

Der grantige Franke scheint sich so in Rage zu reden, dass die Adjektive auf einmal hinter statt vor dem Substantiv stehen. Um deren Bedeutung noch einmal hervorzuheben? Der Sachse scheint seine Beschimpfungen da schon eher mit Bedacht zu wählen und formuliert selbst wutentbrannt noch ganze Sätze. Aber vielleicht ist das auch einfach nur Tinas und Benedikts persönliche Art zu schimpfen, geprägt vom jeweiligen Dialekt?

 

4. Treffen typische, bekannte Eigenschaften auf Sie zu?

Jede Region in Deutschland hat ihre eigenen Klischees. Oft heißt es, Franken seien:

  • Wissbegierig
  • Innovativ
  • Leicht verrückt
  • Eigensinnig
  • Unkommunikativ
  • Sonderbar

Sachsen dagegen hätten folgende Eigenschaften:

  • Höflich
  • Sympathisch
  • Intelligent
  • Fleißig
  • Wankelmütig
  • Stolz

Aber ist da tatsächlich etwas Wahres dran? Wir haben nachgefragt.

Benedikt: „Typische Eigenschaften würde ich das nicht nennen. Wir glauben nicht, dass es davon abhängig ist, woher man kommt. Aber leicht verrückt und sonderbar ist wohl jeder für sich. Unkommunikativ sind wir wohl beide nicht.“ Er lacht: „Tina kommt aber definitiv in den meisten Fällen sympathischer rüber als ich. Ist wohl so ein Franken-Ding, das Grummeln.“

 

5. Kocht das fränkisch-sächsische Paar zusammen?

Die Antwort auf diese Frage scheint klar zu ein.

Benedikt: „Naja, eher jeder für sich.“

Tina: „Ich kann es nicht leiden, wenn andere Leute in meiner Küche im Weg stehen.“ Sie lacht.

Wer typisch sächsische und typisch fränkische Gerichte ausprobieren will, versucht sich am besten an folgendem:

Typisch sächsische KücheTypisch fränkische Küche
Leipziger AllerleiNürnberger Bratwürste mit Kraut
KrautwickelSaure Zipfel
Wernesgrüner BierfleischFränkisches Schäufele
Sächsische QuarkkeulchenNürnberger Elisen-Lebkuchen
Dresdner oder Freiberger EierscheckeDinkelsbühler Schneckennudeln
Dresdner ChriststollenFränkischer Christstollen

6. Gibt es kulinarische Gemeinsamkeiten und Unterschiede?

Der Christstollen beispielsweise ist in Sachsen und Franken beliebt. So ist der Dresdner Christstollen fast ein Star, den Sie am goldenen Qualitätssiegel erkennen. Es gibt sogar einen Verband, der ihn als Kulturgut schützt. Der Franke macht vielleicht nicht so viel Brimborium um seinen Stollen. Bei einem Besuch auf dem Christkindlmarkt in Nürnberg ist er aber natürlich Pflicht. Ist der Geschmack der beiden Regionen vielleicht gar nicht so unterschiedlich?

Tina: „Deftig, schwer und süß mögen es beide Kulturen. Das merkt man bei gegenseitigen Besuchen immer daran, dass es beiden Seiten schmeckt und oft wird dabei festgestellt, dass sich Gerichte sehr ähneln oder sogar nur anders genannt werden.“

Ein gutes Beispiel dafür ist die Eierschecke. Wer in Sachsen zum Bäcker geht, wird diesen Blechkuchen bestimmt finden. Er besteht aus drei Schichten:

  • Rühr- oder Hefeteig
  • Quark-Vanillepudding-Mischung
  • Belag aus Eiern, Zucker, Butter und Vanillepudding

Die Franken machen es sich da etwas einfacher. Für sie ist die Eierschecke einfach nur Käsekuchen.

Benedikt: „Gemeinsam bleibt: Der Franke und der Sachse essen gern und viel. Beide haben auch eine ähnliche Essenskultur.“

 

7. Wie groß sind die sprachlichen Unterschiede zwischen Sachsen und Franken?

Der sächsische Dialekt gehört in Deutschland zu den unbeliebtesten. Dem Franken dürfte das Sorgen bereiten. Denn auch er kennt kein hartes „T“ und „P“. Unterscheidet sich die Mundart der benachbarten Regionen stark?

Tina: „Schiebt der Franke mal den Unterkiefer etwas nach vorne, erkennt er vielleicht eine Verwandtschaft zum Sächsischen, wenn auch nur die zu einem entfernten Cousin. Das fränkische ‚ned‘ erinnert in manchen Situationen an das sächsische ‚nu‘. Und versucht sich ein Franke in seltenen Situationen am Sächsisch, fällt es ihm oft auffällig leicht.“

Benedikt: „Es gibt natürlich auch große Unterschiede. Viele rühren logischerweise aus der jüngeren Geschichte her. In der DDR gab es die Firma ‚Plaste‘, die Plastik für alles Mögliche hergestellt hat. Bis heute wird kein Sachse einen Plastikbecher verlangen, wenn er doch einen Plastebecher möchte. Fragt ein Franke allerdings nach einem ‚Gaggerle‘ für seine Torte, wird der Sachse ihn im Leben nicht verstehen.“

 

8. Gab es schon einmal witzige Momente aufgrund Ihres Dialekts bzw. Ihrer Herkunft?

Tina: „Meine fränkische Mathelehrerin hat während des Unterrichts meine richtige Antwort, „fuftzn“ (fünfzehn), einfach nicht verstanden. Weil ich dachte, sie hätte mich nicht gehört, habe ich mich – schon in Gedanken bei der nächsten Aufgabe – mehrmals, immer lauter werdend wiederholt. Während ich also rufend auf mein Blatt blickte, starrte mich meine Lehrerin immer verwirrter an und fragte immer wieder nach. Ein Spaß für die restliche Klasse, die diesen witzigen ‚Dialog‘ verfolgte.“

Und auch die Feier-Kultur des jeweils anderen musste das fränkisch-sächsische Paar erst kennenlernen.

Benedikt: „Irritiert ist der Sachse, wenn der Franke auf einer Feierlichkeit mitten in der Nacht nochmal Kaffee und Kuchen serviert. Der Franke fragt wie selbstverständlich auf einem sächsischen Fest in der Nacht nach einem Kaffee und wundert sich über irritierte Blicke.“

Tina: „Auf solchen Festen mag sich der eine oder andere Franke über die vorherrschende Lautstärke erschrecken. Der Sachse, wenn er erst einmal auf einer Feier seinen Platz gefunden hat, bleibt gerne den Großteil des Abends darauf sitzen. Dort findet er sein Glas wieder, er kennt die Perspektive, die Sitznachbarn und hat den gewohnten Blick über die Feierlichkeit. Da er sich aber dennoch gern mit jedem Gast unterhalten möchte, geht es im Laufe des Abends sehr schnell sehr laut zu. Der Franke hat eigentlich den Eindruck, jeder schreit sich an, und kann das Chaos selten entwirren. Der Sachse, geübt wie er ist, hat ein Ohr für das, was er hören möchte, und blendet das andere einfach aus. Der Franke feiert nicht weniger gut. Aber er steht auf, findet sich zu verschiedenen Gesprächsgruppen zusammen und ist einfach etwas gediegener und entspannter.“

Doch beim Feiern gibt es auch Gemeinsamkeiten.

Tina: „Alle feiern gern, lang, viel und (feucht)fröhlich. In großer Runde, egal wie klein der Platz manchmal sein kann. Und Lieblingstreff von allen ist die Küche, findet sich hier doch immer noch etwas Naschbares. Außerdem ist dort immer jemand am Werkeln, denn in beiden Kulturen soll niemand zu kurz kommen. Daher wird immer für Nachschub gesorgt. Denn eines wird bei einem Besuch in Franken wie in Sachsen großgeschrieben: die Gastfreundschaft.“

 

Wie bitte? Eine kleine Übersetzungshilfe

Sie möchten selbst mal ein wenig in den fränkischen oder sächsischen Dialekt hineinschnuppern? Hier ein paar Wörter, die Sie kennen sollten:

Sächsisch-Deutsch/Deutsch-Sächsisch

WortBedeutung
NuJa/nicht wahr/eben
WannsdrammelnBauchschmerzen
NischlKopf
Babblnreden
(Nicht zu verwechseln mit) bebblnFußball spielen, ohne besonders gut sein zu müssen
Forhohnebibelnveralbern
DäschdlmäschdlAffäre
Humini bzw. Huddelei middm NischlKopfschmerzen
MohdschegiebschenMarienkäfer
EiforbibbschVerflixt
SchmiechZollstock
FärdschFertig
Gänsefleisch…?Kennen Sie vielleicht…?
Bliemschngoffee, auch bekannt als Plörre oder LorkeBlümchenkaffee, (so dünn, dass das Blumen-Muster auf dem Tassenboden zu sehen ist)

Fränggisches Werdderbuch

WortBedeutung
A wenngEin bisschen
AungdegglAugenlid
BabbmMund („Halt die Babbm.“)
DüüdnTüte
FeiKein hochdeutsches Wort bekannt, vergleichbar mit „aber“ bzw. einer Bestätigung
Geh kumm gämmer!Lass uns gehen!
GiegerlaHähnchen
GschmarriDummes Gerede
Kobberneggischmerkwürdig
SternlersschbeierWunderkerze
SchdeggerlasbaanerSehr dünne Beine
SeidlaHalber Liter
WegglaBrötchen
WorschdGleichgültig, egal

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