Selbstständig machen
So meistern Sie Hürden bei der Firmengründung
Selbstständig zu sein, bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – es bietet aber auch eine große Bandbreite von Freiheiten, die Angestellte nicht haben. Menschen werden aus verschiedensten Gründen zu Firmengründern. Einige möchten schlicht unabhängig sein und sich niemandem unterordnen. Andere wollen unbedingt eine zündende, innovative Geschäftsidee umsetzen. Ein Unternehmen aufzubauen, ist zwar alles andere als einfach. Mit der richtigen Planung ist die Unternehmensgründung aber auch kein Hexenwerk. Den ersten Schritt in die richtige Richtung machen Sie gerade: Sie informieren sich.
Wie viel Startkapital ist nötig? Welche Versicherungen müssen abgeschlossen werden? Können Berufstätige, die sich selbstständig machen, mit Förderungen rechnen? Solche und ähnliche Frage sollten Sie sich unbedingt stellen und beantworten können, bevor Sie die ersten Schritte bei der Firmengründung machen. Nicht zuletzt gilt es, bürokratische Hürden zu meistern.
Einen Überblick über einige wichtige Punkte im Gründungsprozess können Sie sich im Folgenden verschaffen.
Der erste Schritt, wenn Sie sich selbstständig machen: die Ideenfindung
Wenn Sie selbstständig werden wollen, brauchen Sie Ideen. Nichts ist so wichtig, wie ein belastbares Geschäftskonzept. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie ein bereits existentes Konzept übernehmen oder eine nie da gewesene, hochinnovative Idee umsetzen. Was zählt, ist, ob sie mit Ihrem Einfall finanziell erfolgreich sein können.
Entscheidend ist dabei unter anderem, wie viel Eigenkapital Sie beisteuern können und wie hoch die Einstiegshürden und der Wettbewerb in der jeweiligen Branche sind.
Wie viel Startkapital benötigen Start-ups?
Es ist definitiv empfehlenswert, sämtliche wichtige Ausgaben in einem Finanzplan zusammenzufassen. Darunter fallen Punkte wie:
- Gründungskosten
- Bürokosten
- Inventarkosten
- Software & Lizenzen
- Markenanmeldung beim Deutschen Patent- und Markenamt (Kosten bewegen sich zwischen 300-800 Euro)
- Handelsregisteranmeldung (ca. 65 Euro)
- Handelsregistereintragung (ca. 200-500 Euro)
- Beurkundung von Gründungszeugnissen durch einen Notar (ca. 250 Euro)
Zu den Gründungskosten gehört darüber hinaus die Gewerbeanmeldung. Wenn Sie ein Geschäftskonzept gefunden haben, müssen Sie Ihren Betrieb beim zuständigen Gewerbeamt melden. Die Kosten für die Gewerbeanmeldung variieren von Stadt zu Stadt. Für die Anmeldung und den Erwerb eines Gewerbescheins müssen Sie zwischen 10-65 Euro einplanen. Die Ausgaben für eine Gewerbekarte bewegen sich zwischen 80-250 Euro. Vorher sollten Sie außerdem klären, welche Rechtsform die richtige für Ihr Vorhaben ist. Je nach Unternehmensform variieren auch die Kosten. Möchten Sie sich beispielsweise alleine selbstständig machen, bietet sich die Form des Einzelunternehmens an. Bilden Sie dagegen mit anderen Gründern ein Team, können Sie wählen zwischen Personengesellschaften, GmbHs, OHGs und weiteren.
Sinnvoll kann es auch sein, sich nebenberuflich selbstständig zu machen. In diesem Falle sind Sie von verschiedenen Steuerlasten befreit. Das Jahreseinkommen einer nebenberuflich selbstständigen Tätigkeit ist bis zu 2.400 (netto) Euro steuerfrei.
Wie viel Startkapital Sie tatsächlich benötigen, ist stark abhängig von der Branche, in der Sie gründen möchten. Für eine Agentur müssen Sie weniger Budget kalkulieren als für die Eröffnung eines neuen Restaurants. Die Gründung eines einfachen Einzelunternehmens kann bereits mit 1.000-2.000 Euro erfolgen. Für die Gründung einer Kapitalgesellschaft hingegen belaufen sich die Kosten auf rund 15.000 Euro. Hinzu kommt, je nach Unternehmensform, auch das erforderliche Stammkapital (notwendige Einlagen zum Schutz der Gläubiger).
Selbstständig machen ohne Eigenkapital – ist das möglich?
Sich ohne Eigenkapital selbstständig zu machen, ist zwar schwierig, aber möglich. In diesem Fall müssen Sie auf Kredite von Banken oder privaten Geldgebern zurückgreifen. Banken verlangen Sicherheiten in Form von pfändbaren Vermögen oder Bürgschaften. Wenn eine Geschäftsidee extrem erfolgsversprechend ist, kann es aber auch sein, dass die Kreditgeber auf entsprechende Forderungen verzichten.
Auf welche Steuern sollten Sie achten, wenn Sie sich selbstständig machen wollen?
Für Selbstständige sind in erster Linie die folgenden Steuerarten relevant:
- Einkommenssteuer
- Gewerbesteuer
- Umsatzsteuer
Die Einkommenssteuer betrifft Ihr Einkommen – also den Gewinn abzüglich Sonderausgaben und außergewöhnliche Belastungen Ihres Unternehmens.
Die Steuer fällt allerdings nur bei Einkünften oberhalb einer Grenze von 9.744 Euro (netto) an (Stand 2021). Gewinne unterhalb dieser Grenze werden nicht besteuert. Falls Sie mehr verdienen, müssen Sie mit Steuersätzen zwischen 6 und 42 Prozent rechnen – je nach Höhe des Einkommens.
Um die Einkommenssteuer zu berechnen, können Sie den Einkommenssteuer-Rechner auf der Website des Bundesministeriums für Finanzen nutzen.
Die Gewerbesteuer betrifft ebenfalls Ihren Gewinn. Sie fällt für Unternehmen an, deren Gewinn über 24.500 Euro (netto) (Stand 2021) liegt. Dieser wird mit der Steuermesszahl 3,5 Prozent und einem Hebesatz multipliziert. Der Satz variiert je nach Standort des Unternehmens.
Die letzte wichtige Steuer ist die Umsatzsteuer. Bei dieser liegt der Freibetrag bei 22.000 Euro (brutto). Firmen, deren Umsatz niedriger ist, gelten als Kleinunternehmen und sind von Abgaben befreit.
Weisen Sie bei Rechnungen unbedingt darauf hin, dass Sie als Kleinunternehmer von der Steuer befreit sind. Diese Information bezieht sich auf § 19 des Umsatzsteuergesetzes und gehört für Kleinunternehmer zu den Pflichtangaben auf Rechnungen.
Welche Versicherungen sind für Firmengründer wichtig?
Neben den Themen Steuern und Finanzierung sollten Sie – wenn Sie sich selbstständig machen wollen – auch über notwendige Versicherungen Bescheid wissen. Welche betrieblichen Risiken es abzudecken gilt, hängt in erster Linie von Ihrem Geschäftsmodell ab.
Am Anfang ist es sinnvoll, sich auf die wichtigsten persönlichen Versicherungen zu konzentrieren. Diese sind:
- Krankenversicherung
Krankenversicherungen sind in Deutschland Pflicht. Hier können Sie zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen.
Letztere bietet den Vorteil, dass Sie Kosten und Leistungen flexibel anpassen können. - Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)
Berufsunfähigkeitsversicherungen greifen, wenn Sie aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht mehr arbeiten können. Ist die Belastung irgendwann zu hoch, kann es sein, dass Sie frühzeitig aus dem Berufsleben aussteigen müssen. Die Versicherung ersetzt das regelmäßige Einkommen. - Rentenversicherung
Bestimmte Berufsgruppen wie Handwerksmeister, Publizisten oder Künstler sind verpflichtet, in das Rentenversicherungssystem einzuzahlen. Selbstständige im Allgemeinen müssen eine private Rentenversicherung abschließen. Vergleichen Sie Versicherungen, um sich im Alter abzusichern.
Checkliste für eine erfolgreiche Unternehmensgründung
- Suchen Sie eine erfolgreiche und innovative Geschäftsidee
- Führen Sie eine Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse durch
- Ermitteln Sie Ihr vorhandenes Startkapital
- Finden Sie einen passenden Firmennamen
- Entscheiden Sie sich für eine Unternehmensform
- Schützen Sie Ihre Idee durch eine Markenanmeldung
- Recherchieren Sie, welche Gründerkredite es gibt
- Melden Sie Ihr Start-up beim Finanzamt und Gewerbeamt an
- Führen Sie die Handelsregistereintragung durch
- Erstellen Sie einen stichhaltigen Businessplan mit Finanzplan
- Formulieren Sie ein überzeugendes Marketingkonzept
- Suchen Sie sich Geldgeber und Investoren
- Überlegen Sie, welche Versicherungen Sie als Selbstständiger langfristig für Ihr Unternehmen brauchen
Selbstständig machen mit guter Planung
Je umfassender Sie sich über die verschiedenen Stationen im Gründungsprozess und die einhergehenden Hindernisse informieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie Erfolg haben. Selbstverständlich ist nicht jeder Teilaspekt planbar. Aber wenn Sie sich gründlich vorbereiten, können Sie die Risiken bei der Existenzgründung minimieren.
Auch Ihre persönliche Entwicklung sollten Sie dabei nicht außer Acht lassen. Arbeiten Sie gezielt an Ihren Soft Skills und knüpfen Sie Kontakte.
Nur so können Sie langfristig den Erfolg Ihres Start-ups sichern.