Geldpolitik

So steuert die EZB Geldfluss und Wirtschaftslage

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Aktuell (September 2022) liegt die Inflationsrate in Deutschland bei 10 Prozent. Die Tendenz ist steigend. Du fragest Dich, welche Gegenmaßnahmen die Europäische Zentralbank ergreift, um der Inflation entgegenzuwirken? Du willst wissen, wie die Geldpolitik der EZB eigentlich funktioniert? Wir erklären Dir die Instrumente und Strategien der Europäischen Zentralbank.

Die EZB ist die größte Verwaltungseinheit der europäischen Geldpolitik. Dabei stehen ihr verschiedene Mittel zur Verfügung, um den Geldfluss in Europa zu gewährleisten. In der Vergangenheit hatte sie den Kurs der expansiven Geldpolitik gewählt. Kürzlich entschied sich die EZB aber für einen restriktiven Weg. Was das bedeutet und wie sich diese auswirkt, erfährst Du in unserem Artikel.

Aufgaben der Geldpolitik

Die Geldpolitik wird als die Gesamtheit aller Maßnahmen definiert, mit denen die Zentralbank den Geldumlauf und die Geld- und Kreditversorgung der Wirtschaft steuert. Bis Ende 1998 wurden das Geld und die Geldpolitik durch die Deutsche Bundesbank kontrolliert. Seit Anfang 1999 wird die Geldpolitik von der EZB (Europäischen Zentralbank) ausgehend gesteuert.

Welches Hauptziel verfolgt die Europäische Zentralbank bei ihrer Geldpolitik?

Das Hauptziel der EZB ist die Erhaltung der Preisniveaustabilität. Diese setzt sich zusammen aus:

  • der Erhaltung des Geldwertes innerhalb der Volkswirtschaft
  • der Stabilität der Kaufkraft des Geldes nach außen

Die aktuelle Geldpolitik der EZB strebt eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Dadurch soll aktuell die Preisstabilität am besten gewährleistet sein. Die Hauptaufgabe der EZB ist die Steuerung der umlaufenden Geldmenge. Die Geldmenge muss einerseits so knapp sein, dass das Geld nicht an Wert verliert, andererseits muss aber eine ausreichende Versorgung der Wirtschaft mit Geld gewährleistet sein, um sämtliche Finanzgeschäfte abwickeln zu können. Dieses Gleichgewicht kann die EZB durch verschiedene Instrumente aufrechterhalten.

Instrumente der EZB – Geldpolitik einfach erklärt

  • Zinspolitik:

Sie beschreibt die Maßnahmen zur Veränderung des Zinsniveaus. Dadurch kann sie die Nachfrage nach Investitionskrediten bei der Bank steuern. Eine Folge der expansiven Geldpolitik war beispielsweise die Niedrigzinsphase.

  • Liquiditätspolitik:

Die Liquidität der Geschäftsbanken kann durch eine Änderung der Mindestreservesätze und der Zinssätze für Refinanzierungsgeschäfte gesteuert werden. Bei Mindestreserven handelt es sich um Pflichtguthaben, die Kreditinstitute gesetzlich bei ihrer Zentralbank unterhalten müssen. Wenn sich der Satz erhöht, haben Zentralbanken mehr und Geschäftsbanken weniger Liquidität zur Verfügung.

  • Offenmarktgeschäfte:

Indem die Zentralbank Wertpapiere am Geld- oder Kapitalmarkt an- und verkauft, kann sie die Geldmenge und die Kosten für Kredite in der Volkswirtschaft steuern.

  • Mindestreservepolitik:

Durch die Änderung des Anteils von Kundeneinlagen der Banken und Sparkassen bei der Zentralbank kann auch hier die Geldmenge gesteuert werden. Je höher der Mindestreservesatz, desto knapper die umlaufende Geldmenge.

  • Ständige Fazilitäten:

Die EZB kann den Geschäftsbanken verschiedene Formen von Krediten zur Refinanzierung anbieten, um die Geldmenge der Banken zu steuern.

  • Forward Guidance:

Bei diesem Instrument der Geldpolitik handelt es sich um die Mitteilung von finanziellen Maßnahmen der EZB. Diese beeinflussen die Zentralbanken, wodurch diese wiederum zu bestimmten Handlungsweisen veranlasst werden.

 

Wie trifft die Nationalbank ihre geldpolitischen Entscheidungen?

Die Nationalbank oder auch Zentralbank entspricht in Deutschland der Deutschen Bundesbank mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie ist Bestandteil des Europäischen Systems der Zentralbanken und unterstützt demnach die Geldpolitik der EZB bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Außerdem verwaltet die Bundesbank die Währungsreserven der Bundesrepublik und reguliert die bankmäßige Abwicklung des Inlands- und Auslandszahlungsverkehrs.

Der Rat der EZB tagt ebenfalls in Frankfurt, wo auch die EZB ihren Sitz hat. An dieser nimmt der Präsident der Deutschen Bundesbank als unabhängiger Vertreter Deutschlands teil.

Info:

Auf internationaler Ebene können Banken nicht alleine entscheiden, sondern sind an den EZB-Rat gebunden. Zur Vorbereitung geldpolitischer Entscheidungen stützt sich die Deutsche Bundesbank auf volkswirtschaftliche und monetäre Analysen und Prognosen.

Maßnahmen der Europäische Zentralbank (EZB), um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und Gas-Krise zu begrenzen

Um den Folgen der Pandemie sowie der aktuellen Gas-Krise (bedingt durch den Ukraine-Russland-Konflikt) auf die Wirtschaft entgegenzuwirken, fährt die EZB nun einen restriktiven statt expansiven Kurs. Länger als die amerikanische FED hielt EZB-Chefin Lagarde daran fest, dass die Inflation ein vorübergehendes Phänomen sei. Nun änderte sich aber auch in Europa der Kurs. Dabei wird die aktuell zirkulierende Geldmenge verringert und der Zinssatz deutlich erhöht:

  • Die EZB erhöhte die Leitzinssätze für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf 1,25 Prozent, der Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 1,5 Prozent und der Einlagefazilität auf 0,75 Prozent. Damit begann der Ausstieg aus den Negativzinsen.
  • Die Tilgungsbeträge der im Rahmen des APP (Ankauf von Vermögenswerten) erworbenen Wertpapiere werden wieder angelegt. Dies gilt auch für jene Wertpapiere aus dem zeitlich begrenzten Pandemie-Notfallankaufprogramm in Höhe von 1,85 Billionen Euro, das im März 2020 angelegt wurde. Diese sollen flexibel wieder angelegt werden, um pandemiebedingten Risiken für den Transmissionsmechanismus entgegenzuwirken.
  • Die EZB bestätigt die Einrichtung des Instruments zur Absicherung der Transmission. Damit will sie gewährleisten, dass die Transmission des geldpolitischen Kurses in allen Ländern des Euroraums einheitlich verläuft. Denn die Einheitlichkeit ist die Grundvoraussetzung für die Preisstabilität. Dieses neue Instrument der EZB soll ein zu starkes Auseinanderdriften bei den Zinssätzen der einzelnen EU-Staaten verhindern. Mit dem TPI (Transmission Protection Instrument) ist die EZB schließlich fähig, Wertpapiere von jenen Ländern am Sekundärmarkt zu kaufen, in denen sich die Finanzierungsbedingungen verschlechtert haben. Es ist also ein Instrument zur Balancierung aller EU-Staaten, um weitere finanzielle Ausscherungen zu verhindern.
  • Die längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte, die im Rahmen der expansiven Geldpolitik angeboten wurden, werden von der EZB unter Beobachtung gehalten, damit sie die Transmission nicht gefährden. Refinanzierungsgeschäfte sind ein wichtiges Werkzeug der Zentralbanken, um in den Kapitalmarkt steuernd eingreifen zu können. Die Zentralbank gibt den Geschäftsbanken Kapital für eine festgelegte Zeit und zu einem fixen Zinssatz. Die Geschäftsbanken verleihen dieses Geld in Form von Darlehen und Krediten an ihre Kund:innen. So beeinflussen die Zinsen der Zentralbank auch die Zinssätze der Banken.

Seit 2021 stieg die Inflationsrate von 0 auf 10 Prozent. Von Co2 bis Rente hat sich finanziell durch verschiedene Faktoren einiges verändert.

Zunächst sah die EZB die steigende Inflationsrate als vorübergehendes Phänomen an (s.o.). Aufgrund des Ukraine-Russland-Konfliktes verstärkte sich die Inflationsrate jedoch drastisch. Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie führten zu einer Angebotsverknappung in bestimmten Bereichen und so zu einem Anstieg der Preise.

Info:

Die Kauffähigkeit der Konsument:innen nimmt jedoch aufgrund erhöhter Lebensmittel- und Gaspreise weiterhin ab. Deshalb kann die Stabilisierung der Wirtschaft nach der Pandemie länger andauern als angedacht. Durch die Krisen sah sich die EZB letztendlich doch gezwungen, den Kurs von einer expansiven zu einer restriktiven Geldpolitik zu wechseln.

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Zukunftsprognose zur Geldpolitik der EZB

Entgegen allen Annahmen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die expansive Politik sei auch in den kommenden Jahren eine gute Strategie, um eine sichere Preisstabilität zu erreichen, hat der EZB-Rat nun zu einem restriktiven Kurs gewechselt, da der Inflationsschub durch den Ukraine-Russland-Konflikt noch verstärkt wurde. Statt der von der Bundesbank für Deutschland erwarteten vier bis fünf Prozent Anstieg der Inflationsrate stieg diese drastisch auf 10 Prozent an. Nun soll die Geldmenge durch Wiederanlage der Tilgungsbeträge verringert werden, um eine bessere Liquidität zu gewährleisten. Der Leitzins wird voraussichtlich bis März 2023 auf 2,75 Prozent erhöht werden, um die Nachfrage zu dämpfen und die Inflation zu senken.